Daruma – Der Wunscherfüller aus Japan
Vielleicht hast du sie schon einmal irgendwo gesehen: Die süßen rundlichen Figuren mit überdimensional großen Augen. Nein, hier ist nicht von Manga-Charakteren die Rede. Sondern von Daruma (だるま oder 達磨). Allerdings sind sie nicht nur Deko-Objekte, sondern haben eine ganz wichtige Aufgabe: Sie sollen nämlich Wünsche erfüllen!
Was ist der Daruma und welche Funktion erfüllt er?
Genau wie die Maneki-neko ist auch der Daruma ist ein Glücksbringer.
Er hat eine rundliche Form und auffällige Augenbrauen und Barthaare. Die Augenbrauen sollen einen Kranich und der Bart eine Schildkröte darstellen. In Japan stehen Kraniche und Schildkröten für ein langes Leben. Es gibt das Sprichwort tsuru wa sen-nen, kame wa man-nen (鶴は千年亀は万年), was so viel bedeutet wie: Der Kranich lebt tausend Jahre, die Schildkröte lebt zehntausend Jahre.
Daruma sind traditionell rot oder weiß und haben zwei große weiße Augen. Um einen Wunsch erfüllt zu bekommen, malt man das linke Auge schwarz aus, während man das rechte weiß lässt. Auch diese Tradition hat einen Ursprung und zwar im Buddhismus. Der Laut A-Un (阿吽oder 阿呍) steht für den Anfang (A) und das Ende (Un) und somit für das ganze Universum. Das Erste, was ein Baby macht, wenn es geboren wurde, ist einatmen mit dem Laut A und das Letzte, was ein Sterbender tut, ist ausatmen mit dem Laut Un. Verbildlicht kann man diese Philosophie auch an anderer Stelle sehen. Oft bewachen sogenannte Wächterfiguren den Eingang von Tempeln und Schreinen. Hier gibt es die gruselig anmutenden Ni-Ō ( 仁王) und die hübschen Löwenhunde Koma-inu (狛犬), von denen jeweils der linke den Mund geöffnet einatmet und der rechte den Mund geschlossen ausatmet. Das Bemalen der Daruma-Augen erfolgt in der gleichen Reihenfolge.
Daruma sind aus Pappmaché und ihr Inneres ist hohl. Manche haben auf ihrer Unterseite ein Loch, indem du einen Zettel mit deinem Wunsch verstecken kannst. Dann stellst du den Daruma an einen Ort, an dem du ihn gut siehst, damit du bei jedem Vorbeigehen an den Wunsch oder das Ziel erinnert wirst. Gerne werden sie auch an einem kamidana (神棚), einem kleinen Hausschrein aufgestellt.
Geht der Wunsch in Erfüllung, wird das rechte Auge ausgemalt. Jetzt kann der Daruma noch als Deko-Gegenstand dienen, der einen erinnert, dass der eigene Wunsch oder das eigene Ziel Wirklichkeit geworden ist.
Prinzipiell kannst du den Daruma jederzeit mit einem Wunsch versehen und sein linkes Auge ausmalen. Allerdings gibt es bestimmte Tage, die für dieses Ritual bevorzugt werden. Solche Tage sind beispielsweise Neujahr oder der Frühlingsanfang, da sie beide für den Beginn von etwas Neuem stehen. Außerdem sind die Taian-Tage (大安, übersetzt: große Sicherheit) des alten japanischen Sechs-Tage-Kalenders (Rokuyō, 六曜) sehr beliebt. An Taian sollen alle Dinge besonders gut gelingen und nachhaltig sein, weshalb sich viele Paare einen solchen Tag auch für ihre Hochzeit aussuchen.
Daruma sind mit einem Gewicht beschwert, sodass sie nicht umfallen können. Diese Eigenschaft soll Mut geben, in jeder Situation wieder aufzustehen und weiterzumachen. Auch hierfür gibt es ein japanisches Sprichwort, nana-korobi hachi-oki (七転び八起き), was soviel bedeutet wie: Sieben Mal hinfallen, acht Mal aufstehen.
Ursprung der Form und verschiedene Aufmachungen des Daruma
Die Daruma-Figuren gehen auf den Mönch Daruma Daishi der Zen-Schule zurück. Er soll neun Jahre lang sitzend meditiert haben (zazen, 座禅), wofür er weder Arme noch Beine benötigte. Die Daruma-Figuren imitieren diese Meditationshaltung und sind gänzlich ohne Gliedmaßen dargestellt.
Die traditionellen Daruma sind rot und weiß, aber seit der Showa-Zeit (1926-1989) gibt es sie auch in anderen Farben. Rote Daruma stehen für die Abwehr des Bösen und für die Sicherheit und den Wohlstand der Familie. Weiße Daruma sollen Erfolg herbeiwünschen, gelbe Daruma stehen für Fruchtbarkeit und Reichtum, rosafarbene Daruma versprechen Liebesglück und grüne Daruma gute Gesundheit.
Daruma im Tempel
Die Stadt Takasaki der Präfektur Gunma ist eine der bekanntesten Städte für das Handwerk der Daruma-Herstellung in ganz Japan. Schon am Bahnhof wird man von einem riesigen in einem Glaskasten ausgestellten Daruma begrüßt. Es gibt jedes Jahr ein Daruma-Festival und einen Daruma-Markt. Ganzjährlich kann man an Workshops zum Bemalen der Gesichter mit Augenbrauen und Schnurrbart teilnehmen. In Takasaki gibt es einen großen Tempel, den Shōrin-zan Daruma-ji (少林山達磨寺), der wie der Name schon vermuten lässt, den Daruma gewidmet ist. Im Tempel und um den Tempel herum sieht man überall Daruma in allen Größen, deren beide Augen ausgefüllt sind. Die Wünsche, mit denen sie betraut wurden, sind also erfüllt.
Hat dir dieser Artikel über Daruma gefallen? Welche Glücksbringer gibt es in deiner Region oder Kultur? Ich freue mich darauf, in den Kommentaren von deinen Erfahrungen zu lesen!
Ich kannte Daruma zwar, aber kannte ihre Bedeutung nicht! Dank dir weiß ich, was dahintersteckt. Es ist immer wieder interessant, neue Kulturen besser kennenzulernen, danke!
Liebe Pia, danke für dein Feedback. Es freut mich sehr, dass du noch etwas dazulernen konntest, obwohl du Daruma schon kanntest!